Auswilderung
Mindestgewicht Jungigel / Anhaltspunkte:
Mitte September ca. 200 Gramm
Anfang Oktober ca. 300 Gramm
Mitte Oktober ca. 400 Gramm
Anfang November ca. 550 Gramm
Mitte November ca. 600 Gramm
Ende November ca. 700 Gramm
In Gefahr sind Jungigel die im Spätherbst noch keine 500 Gramm wiegen oder bei Frost angetroffen werden.
BNatSchG § 43 g Abs.6
Kranke und verletzte Igel findet man das ganze Jahr über, verwaiste Igelsäuglinge in den Sommermonaten. Sie alle sind – nach der Gesundung bzw. nach der Aufzucht – “unverzüglich in die Freiheit zu enlassen, sobald sie sich dort selbständig erhalten können.
Freilassungsort
Erwachsene Tiere und Jungigel mit einem Fundgewicht von mehr als 250 g sollten grundsätzlich an den Fundort zurückgebracht werden. Igel haben ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis! Sie kennen Durchschlüpfe durch Zäune, Umwege zur Überwindung von Mauern und steilen Böschungen, besonders nahrungsreiche Plätze wie Komposthaufen oder bestimmte Gartenbeete. Nicht am Fundort ausgewilderte Tiere müssen sich neu orientieren und sind daher in der ersten Zeit stärker gefährdet.
Droht dem Igel am Fundort unmittelbare Gefahr für Leib und Leben – etwa durch Baumaßnahmen oder eine auch nachts stark befahrene Straße – so wird man das Tier nicht wieder dorthin bringen. Dann muß ein neuer Lebensraum gesucht werden. Im Auswilderungsgelände sollen Deckung und Nahrung vorhanden sein; dazu kommt etwa der mit Sträuchern untersetzte Rand eines jüngeren Laubwaldes mit angrenzenden Wiesen und Weiden infrage. Von Vorteil ist ein Bach in der Nähe, ferner Bauernhöfe mit alten Schuppen, Obstbäumen und wilden Gärten. Auch durchgrünte Siedlungsrandbereiche mit durchlässigen Zäunen, naturnahen Gärten und älterem Busch- und Baumbestand bieten sich an.
Wie wird audgewildert
Im eigenen Garten bereitet man dem Igel ein Quartier vor. Dies kann ein Karton mit etwa 30 cm Kantenlänge oder auch ein entsprechendes Holzhäuschen sein. Es wird mit reichlich Heu und/oder Stroh gefüllt und unter Büschen versteckt. Man setzt den Igel bei trockenem Wetter in der Abenddämmerung hinein und stellt sein gewohntes Futter und ein Wasserschüsselchen dicht vor den Eingang. Besser noch ist der Bau oder Kauf eines regensicheren Futterhauses. Die Futterstelle beschickt man bis zu zwei Wochen mit Nahrung.
Wird der Igel nicht im eigenen Garten ausgewildert, bringt man ihn abends an den vorher ausgekundschafteten Ort. Suchfahrten mit dem Igel sind zu vermeiden! Der Transport sollte möglichst stressfrei erfolgen. An einer vor geschützten Stelle unter einer Hecke oder im Gebüsch bereitet man dem Igel ein Nest aus Heu, und legt noch etwas Futter aus. Der Umwelt zuliebe lässt man in der freien Natur keine Kartons oder Futterteller zurück.
Auswilderung über ein Freigehege
Jungtiere, die bei der Aufnahme unter 250 g wogen, bzw. erwachsene Tiere, die nicht an den Fundort zurückgebracht werden können, sollten auf alle Fälle im neuen Gebiet – darunter ist auch der eigene Garten zu verstehen – über ein Freigehege ausgewildert werden.
Nach etwa zwei Wochen entlässt man das Tier aus dem Gehege, in dem man es einfach öffnet. Die im Gehege vorhandene Futterstelle wird noch für ein oder zwei Wochen mit Nahrung und Wasser versehen. Ebenso belässt man das Schlafhaus. Dieses Vorgehen bietet dem Tier die Möglichkeit, sich langsam in die nähere Umgebung vorzutasten.
Für jeden Igel sollte man eine Gehegefläche von mindestens 4 qm veranschlagen – ein Gehege kann aber nie groß genug sein! Als Zaunmaterial geeignet sind z.B. Holzbretter, sehr feiner Maschendraht, halbrunde Palisadenhölzer. Der Zaun muss mindestens 50 cm hoch sein und 10 bis 15 cm in den Boden eingegraben werden. Einen Drahtzaun schließt man oben mit einem nach innen ragenden Brett ab, damit er nicht überklettert werden kann.
Bewährt haben sich auch mobile Steckgehege, die man an geschützter Stelle im Garten vorübergehend aufstellen kann. (Das Steckgehege von IGSI e.V. auf dem Foto wurde nur zu Demonstrationszwecken auf freier Wiese aufgebaut.)
Auch im Freigehege ist Sauberkeit oberstes Gebot. Futterreste müssen morgens unbedingt beseitigt und die Schüsseln heiß gespült werden.